Artikel

Hochbeet selbst bauen: Alte Obstkisten sind perfekt geeignet

Da sich die Lieferzeiten für Internetbestellungen wegen der aktuellen Corona-Pandemie so sehr verlängern, beschließe ich, statt eines 08/15-Modells aus dem World Wide Web ein selbst gebautes Hochbeet auf meinen Balkon zu stellen. Ganz einfach aus alten Obstkisten.

Absolute Zufriedenheit. Glück. Stolz. All das empfinde ich, als ich mein Hochbeet betrachte. Denn es ist kein Fertigprodukt aus dem Baumarkt oder dem Internet. Nein, es ist MEIN Hochbeet. Meine Idee, mein Design, meine Umsetzung.

Nun kann ich endlich mein gezogenes Gemüse verziehen. Die Zucchini, Tomaten und der Brokkoli warten schon auf den Umzug, dazu sähe ich noch neue Möhren, Spinat und Salat aus. Leider sind die Erdbeeren so gar nicht gekommen. Aber der Rest spießt schon eine Weile richtig gut.

Trend Urban Gardening: Ernten bis zum Umfallen

Natürlich hatte ich den Begriff „Urban Gardening“ schon mal gehört. Bis dato verbinde ich vor allem ziemlich schicke Dachterrassen in München oder Hamburg damit. Nach ein bisschen Recherche im Netz ist klar, dass meine Lösung in einem Hochbeet liegt. Dank zwei schöner Bücher („Gärtnern mit dem Hochbeet“ vom GU-Verlag und „Das unglaubliche Hochbeet“ von Löwenzahn) lese ich mich schnell in die Thematik ein. Das Tolle: In einem Hochbeet kann ich sogar auf dem Balkon schöne Pflanzen ziehen und ernten bis zum Umfallen, wie mir das zweitgenannte Buch verspricht.

Leider verzögert sich die im Internet bestellte Lieferung eines Fertig-Beets derart, dass ich mich im Baumarkt  inspirieren lassen. Dort stoße ich zufällig auf alte Obstkisten. Wäre das nicht etwas? Schritt für Schritt setze ich meine Idee in die Tat um.

Schritt 1: Maßvoll planen

Da ich gerne Möhren, Spinat, Tomaten, Kohlrabi, Salat und Zucchini sowie Brokkoli anbauen wollte, muss ich zusehen, dass mein Beet mindestens 20-30 cm tief ist. Möhren brauchen ja Platz nach unten. Gleichzeitig benötige ich mindestens 40-50 cm in der Breite, denn sonst passen weder Zucchini noch Brokkoli gut hinein. 

Die Obstkisten messen 40 x 50 x 30 cm. Zwei nebeneinander ergeben die durchschnittlichen Maße der Balkonhochbeete, die ich im Internet finde: 100 x 40 cm. Stapel ich zwei oder drei Kisten übereinander, komme ich auf 60 bis 90 cm Höhe. Perfekt. Ich habe noch die Idee, mit Stufen zu arbeiten, damit das Beet nicht zu wuchtig ist. Also benötige ich fünf Obstkisten.

Schritt 2: Anmalen und lackieren

Der Vor- und Nachteil von alten Obstkisten ist die Tatsache, dass das Holz nicht bearbeitet ist. Ich MUSS es also irgendwie vor Nässe schützen. In meinem Fall ist das der große Vorteil, denn ich male die Kisten mit Acrylfarbe willkürlich bunt an, bevor ich sie mit seidenmattem Lack für den Außenbereich lackiere. 

Um dem Ganzen noch einen Pfiff zu verleihen, nehme ich bei der mittleren Kiste des dreistöckigen Elements zwei Planken heraus. So schaffe ich eine Ablage für die Gießkannen meiner Töchter und nutze den Raum in der Konstruktion optimal aus.

Schritt 3: Auskleiden mit Unkrautvlies

Am meisten Gedanken mache ich mir über die Auskleidung. In meinen Büchern und im Internet werden verschiedene Varianten erwähnt – und gleichzeitig kritisiert. Unstrittig ist die Tatsache, dass ich die Kisten, die später befüllt werden, auskleiden muss. Andernfalls fällt die Erde durch die Spalten heraus. Außerdem vermodert das Holz, wenn es ständig mit der feuchten Erde in Kontakt ist. Wichtig ist, dass sich das Wasser dennoch nicht stauen darf. Es muss Abflusslöcher geben.

Drei Varianten wäge ich ab. Erstens: Teichfolie. Diese ist zwar wasserdicht, aber ich muss aufpassen, weil sich möglicherweise Feuchtigkeit zwischen Folie und Holz absetzt und die Kiste dadurch angegriffen wird. Zweitens: Unkrautvlies. Dies ist auch wasserundurchlässig, doch nicht vollkommen. Es scheint hier einen Materialunterschied zu geben, da das Vlies gewebt ist. Auf das Risiko, wie es bei Teichfolie vorhanden zu sein scheint, stoße ich bei meiner Recherche nicht. Und zum Schluss finde ich als drittes die Noppenfolie. Hierbei sollen die Noppen Kondenswasser besser verdunsten lassen, sofern sie in Richtung Holz ausgerichtet sind.

Am Ende entscheide ich mich für das Unkrautvlies. Einerseits kann ich es im örtlichen Baumarkt oder Gartencenter kaufen – im Gegensatz zur Noppenfolie. Andererseits hat mir meine Oma gesagt, dass sie bei ihrem Balkonhochbeet ebenfalls Vlies nutzt. Und das funktioniere wunderbar. Also höre ich auf die Oma.

Ich befestige das Vlies mit kleinen Nägeln am oberen Rand der beiden Kisten, die im Anschluss befüllt werden sollen. So schießt das Vlies ordentlich ab und ich habe keine Sorge, dass es sich während des Bepflanzens verzieht und ich die Erde dann doch auf dem Balkon liegen habe.

Schritt 4: Befüllen mit Tonkugeln und Erde

Meine fertig ausgekleideten Kisten befülle ich mit zwei Materialien: Zuerst mit einer etwa drei Zentimeter dicken Schicht Tonkugeln, dann mit etwas mehr als 40 Litern Hochbeeterde. Bei größeren Hochbeeten, die im Garten auf dem Boden stehen, muss ich drei Schichten Material nutzen. Während unten grobes Material wie Holz oder Äste eingefüllt werden, kommt in die Mitte Kompost, bevor die Hochbeeterde abschließt.

Da ich auf dem Balkon nicht damit rechnen kann (und will), dass sich Regenwürmer, Asseln und andere Insekten als Kompostier-Helfer betätigen und mein Beet beleben, darf ich hier nur „normale“, torffreie Erde nutzen. Holzstücke würden bei mir nicht zersetzt werden.

Schritt 5: Pflanzen, was ich mag

Endlich ist es soweit und ich kann die beiden Beete bepflanzen. In den Wochen davor habe ich schon fleißig vorgezogen: Zucchini, Brokkoli, Tomaten stehen bereit. Auch Kohlrabi, die ich allerdings als Zöglinge gekauft habe. Und ich habe noch Möhren-, Salat- und Spinatsamen, die ich setzen möchte.

In meinem GU-Ratgeber gibt es eine Übersicht über die Pflanzen, die ich zusammensetzen kann. Da lerne ich, dass Kohlrabi und Tomate harmonieren, aber bitte nicht mit Brokkoli zusammen gepflanzt werden sollten. Zucchini können mit jedem Nachbarn. Sie benötigen allerdings viel Platz, ebenso der Brokkoli.

Am Ende entscheide ich mich dafür, Zucchini und Brokkoli in eine Kiste zu setzen und noch Salat nachzusäen. In die andere Kiste kommen Tomaten und Kohlrabi sowie frisch gesäte Möhren und Spinat. Ein bisschen unsicher bin ich wegen der Zucchini. Aber notfalls muss ich sie nochmal umbetten. Für den Fall hatte ich eine Kiste als Ersatz gekauft und bemalt.

Schritt 6: Hochstapeln und g(en)ießen

Zum Schluss muss ich die Kisten stapeln. Da Obstkisten so konstruiert sind, dass sie stabil aufeinander stehen, verzichte ich auf Verschraubungen. Die unteren Kisten setze ich jeweils mit dem Boden nach oben, während die oberen Kisten natürlich mit der offenen, bepflanzten Seite nach oben zeigen. Insgesamt stehen die Kisten fest aufeinander, sodass ich keine Sorge habe, dass sie umfallen könnten, selbst wenn die Kinder ihnen zu nahe kommen.

Und dann, nach zwei Abenden des Bemalens sowie zwei Stunden des weiteren Vorbereitens, ist es soweit: Ich befülle die Gießkanne, meine Tochter schnappt sich ihre und wir wässern unser neues Gemüsebeet. Dann setzen wir uns auf die Bank in die Sonne und träumen davon, was wir alles mit dem Gemüse kochen könnten. Auf die Ernte freuen wir uns jetzt schon.